Corona
Die Gegenwart opfern, für eine bessere Zukunft
Wir sorgen vor, für die Rente, für die Ausbildung unserer Kinder, für ein Eigenheim, oder was auch immer wir tun, damit wir und unsere Lieben eine bessere Zukunft zu haben.
Doch die Menschen sind zu leicht zu verführen, den Augenblick zu nutzen, das Schöne der Gegenwart zu bewahren oder eine schnelle Befriedigung der aktuellen Bedürfnisse zu erreichen. "Es läuft doch alles.", "Hauptsache Spaß.", "Warum was ändern?", "Die Zukunft ist doch eh ungewiss.", "Ich kann doch nichts ändern.", "Wer Neues wagt, riskiert auch neue Fehler, und scheitert auch eher.".
Die Zukunft für die Gegenwart zu opfern. Es birgt das Risiko des "Hätte ich doch nur.".
So vielen erging es schon so. Gerade was die aktuelle Situation mit Corona angeht. Menschen liegen im Krankenhaus oder sogar auf der Intensivstation und bereuen es, dass sie sich nicht früher haben impfen lassen.
"Corona existiert.", "Corona gibt es nicht.", "Die Impfung hilft.", "Die Impfung hilft nicht.", "Mein Immunsystem ist von Natur aus stark genug.". Es gibt viele Meinungen, viele Glaubensrichtungen.
"Ist doch egal, ob Corona existiert oder nicht." NEIN! Es ist nicht egal. Egal ist, ob Sie daran glauben oder nicht. Denn, wenn Corona nicht existiert, ist es egal ob sie geimpft sind oder nicht. Aber wenn Corona existiert, dann wird Sie der Virus irgendwann kriegen.
Sind Sie 100% sicher, dass der Virus Sie nicht erwischt? Sind Sie 100% sicher, dass Ihr Immunsystem es auch so schafft? Schließlich gibt es ja viele Menschen, die sich nicht angesteckt haben - ohne Impfung - oder trotz Infektion rein gar nichts gespürt haben.
Ich habe mich schon vor Monaten impfen lassen.
Als ich mich damals, Anfang des Jahrtausends, habe gegen Grippe impfen lassen. Es war ein Angebot der Uni und mein Professor meinte, dass er doch schön wäre, wenn das gesamte Institut gemeinsam sich impfen ließe.
Es war ein Freitag. Und das ganze Wochenende hatte ich das Gefühl zu sterben. Alles, was so an Symptomen einer Grippe gibt, hatte ich. Ich wollte mich danach nie wieder impfen lassen. Auch wenn am Montag danach ich wieder zur Uni gehen konnte.
Warum ich mich trotzdem gegen den aktuellen Virus habe impfen lassen?
Ich habe die Sicherheit der Gegenwart - "Es läuft doch. Ich bin vorsichtig. Habe mich doch noch nie angesteckt, keine Grippe, also schaffe ich Corona auch ohne." - für die Sicherheit der Zukunft geopfert.
Ja, ich habe lange drüber nachgedacht. Denn meine letzte Erfahrung mit einer Impfung verlief nicht so angenehm.
Meine Überlegungen waren geprägt von Fragen, wie:
"Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich Nebenwirkungen wie damals bei der Grippeimpfung habe?"
"Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich überhaupt Nebenwirkungen habe?"
"Was tue ich, wenn es doch passiert?"
"Was, wenn es gut geht und ich nichts spüre oder nur geringe Nebenwirkungen?"
"Was sagen die Experten?"
"Welche Erfahrungen gibt es auf der Welt mit den vorhandenen Wirkstoffen?"
Ich bin wissenschaftlich herangegangen und habe die Entscheidungssituation von verschiedenen Seiten betrachtet.
War mir mulmig, als ich zum Impfbus fuhr, um mich pieksen zu lassen? Klar. Ich wusste ja nicht was passiert. Ich habe die dort angetroffenen - impfwillige und schon einmal geimpften Menschen - nach deren Erfahrungen und Meinungen gefragt. Bis auf geringe Nebenwirkungen, wie Müdigkeit oder Mattigkeit, hörte ich keine ernstzunehmenden Symptome. Ich weiß, dass dies nicht bedeutete, dass ich auch nur geringe oder keine Nebenwirkungen haben werde, schließlich sagt eine Statistik nur etwas über eine Gruppe, aber nicht über die einzelen Person.
Ich ging das Risiko ein. Denn ich habe mir auch Überlegungen angestellt, bzgl. der Wahrscheinlichkeit einer Infektion, den möglichen Symptomen, den Konsequenzen einer Infektion bis hin zu Krankenhausaufenthalt, Intensivmaßnahmen und Tod.
Ich kam zu dem Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit, durch die Impfung ernste Nebenwirkungen zu haben, um ein Vielfaches geringer ist, als mich mit Corona zu infizieren, im Krankenhaus behandelt zu werden und dort evtl. sogar zu sterben. Und wenn ich wieder eine zeitlang solche Symptome hätte wie damals bei der Grippeimpfung, dann ist mir das lieber - da auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit - als mit der Unsicherheit zu leben, mich irgendwann(!) mit Corona anzustecken und mit weit größerer Wahrscheinlichkeit ernstere Symptome zu haben.
Könnte ich Corona auch ohne Impfung überstehen? Könnte sein. Ich bin sehr vorsichtig, halte mich an die nachvollziehbaren, mir leicht möglichen Maßnahmen, wie Maske, Abstand und Meiden von Locations, wo die Ansteckungsgefahr hoch ist - am besten ganz zu hause bleiben und nur noch "Zuhause-Büro".
Aber, was ist mit den Milongas, den Tanzmöglichkeiten, wo ich meinem Lieblingstanz des Argentinischen Tangos fröhnen kann? Durch denn starken Lockdown seit letztem Jahr, war ich vom Tanzen abgeschnitten. Und es bot sich Mitte 2021 die Gelegenheit an, draußen - Open Air - zu tanzen.
Das war mit ein Grund mich impfen zu lassen. Auch wenn ich die Veranstaltungen mit einer lediglichen Schnelltestung hätte besuchen können.
Jetzt, durch die Impfung, bin ich viel sicherer, mich nicht anzustecken, und wenn, dass dann der Verlauf angenehmer sein wird und ein Krankenhausaufenthalt unwahrscheinlicher ist, als ohne Impfung.
Statt mich einer "willful blindness" hinzugeben und bewusst die Risiken von Corona zu ignorieren, opferte ich die potentiell illusionäre Sicherheit der Gegenwart für eine weitaus definitiv sicherere Zukunft.
Bewusst entscheiden und handeln, nach an der Realität abgeglichenen Fakten
In den Medien lese ich schon wieder, dass die Ungeimpften "überzeugt" werden müssen, sich impfen zu lassen. Naja, eigentlich steht geschrieben, dass die Ungeimpften weiter und mehr dazu getrieben werden sollen, sich auch impfen zu lassen.
Nee.
Druck erzeugt Gegendruck.
Das ist Grundschul-Wissen, wie mein Prof es so gerne formulierte.
Ein besserer Ansatz ist, den Menschen beizubringen, Fakt und Fake unterscheiden zu können. Und natürlich das mit der Statistik. Denn die ist derart grottenschlecht kommuniziert worden bisher, dass selbst ich manchmal so meine Mühe hatte zu verstehen, was ein Wert den nun genau bedeutet. Und ich wurde im Studium zum Erbrechen mit Statistik und Testtheorie gefüttert. Im Nachhinein bin ich doch dankbar dafür, da ich dadurch Statistiken mehr verstehe und Dumpfsinn und konstruktiv phantasievolles, wenn nicht sogar populistisches Interpretieren von statistischen Aussagen erkenne. Es ist haaresträubend, was ich im Dunkel von Twitter und in den Kommentaren zu Artikeln und Forschungsergebnissen zu Corona alles lesen "durfte".
Kürzlich schrieb ich auf Twitter, dass es wohl nächstes Jahr nur noch Geimpfte und Genesene geben wird. Als Kommentar erhielt ich dann, dass meine Aussage doch dem widerspräche, dass es Familien gibt, wo eine Person erkrankt war, aber die anderen sich nicht infiziert hatten. "Schwarz/Weiß", "Richtig/Falsch". Natürlich gibt es Menschen, die sich nicht anstecken, aber das sind sehr wenige.
Das ist wie bei Menschen, die uralt geworden sind, obwohl sie täglich mehrere Packungen rauchten. Das sind alles Ausnahmen, Artefakte, oder wie immer man dies nennen möge. Diese sind wissenschaftlich äusserst interessant. Denn es ist vorteilhaft zu wissen, warum diese Menschen nicht erkrankt sind.
Ok, wo war ich?
Ach ja, "Vergrößerung des Verstehensquotienten in Form einer edukativen Kommunikation der faktischen Sachlage sowie Unterweisung in statistischen Grundlagen, als optimaler Weg zur Erhöhung des Schutzes der ungeimpften Bevölkerung, mit dem Ziel einer faktenkorrekten, realitätsabgeglichenen, bewussten rational-emotional getroffenen Entscheidung für eine Impfung oder eine andere, vergleichbar ausreichend schützende Maßnahme, zur Eingrenzung der Corona bedingten Hospitalisierungsrate". Oder so.
Hm, das bringt es doch sehr schön auf den Punkt